„Zwischen den Fronten – Entscheidungsfindung unter Druck“
Urs Meier
Zum Start der neuen Wintervortragsreihe mit dem Thema: „Zwischen den Fronten – Entscheidungsfindung unter Druck“ ist der ehemalige Schweizer FIFA Schiedsrichter Urs Meier der Einladung des Schulkommandeurs Oberst Tim Richard gefolgt und sprach vor rund 350 Zuhörenden.
Wer ist Urs Meier
Urs Meier startete seine beeindruckende Karriere als Schiedsrichter 1977 und erreichte sein Ziel: 1998 als Schiedsrichter bei einer Weltmeisterschaft im Einsatz zu sein. Seine hervorragende Leistung in einem politisch brisanten Spiel machte Urs Meier international bekannt. Danach wurden internationale Einsätze für ihn die Regel. Im Dezember 2004 beendete Urs Meier seine aktive offizielle Schiedsrichter-Laufbahn. Zu den Besten der Welt gehörend, bewies er in fast 900 Profispielen als Unparteiischer, wie man komplexe Situationen analysiert und in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällt. Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter, Chef der Schweizer Spitzenschiedsrichter und Unternehmer ist heute ein gefragter Fernseh-Fußball-Experte, Speaker, Buchautor und Leadership-Experte.
Eine ‚Gelbe Karte‘ ist kleine Strafe.
Jeder der Teilnehmenden musste für sich entscheiden: Unter den Stühlen fanden sie gelbe und rote Karten als Entscheidungshilfe. Nun hieß es: ENSCHEIDE DICH SCHNELL. Anhand von Kurzfilmen zeigte Urs Meier verschiedene Situationen aus Fußballspielen, bei denen das Publikum entscheiden musste: Rot oder Gelb. Und jeder traf eine Entscheidung, ob er die Regeln zu den Karten kannte oder nicht. Regeln: sie sind allgegenwärtig, im Leben, im Sport und in der Arbeitswelt. Regeln geben Spielraum in ihrer Auslegung. Aber irgendwann müsse man Grenzen setzen. Wenn man, als Spieler, Mitarbeiter oder Soldat, zu etwas JA sagt, sagt man auch JA zu den Regeln. Dann müsse man sich an diese Regeln halten oder man sucht sich eine andere Sportart, einen anderen Beruf. Doch müsse es auch jemanden geben, der die Einhaltung der Regeln prüft – wie einen Schiedsrichter, der sagt: „Hier sind die Regeln, hier sind die Grenzen. Wenn ihr fair miteinander umgeht, sind die Grenzen weit draußen, ihr dürft richtig Gas geben.“ Jedoch gäbe es immer ein oder zwei Mitspieler, Mitarbeiter im Team oder der Gruppe, die so ein Spiel ‚kaputt machen‘ können. Die müsse man sehr schnell erkennen, auf die Seite nehmen und ihnen ihre Grenzen aufzeigen. Sind es aber mehrere „Störer“, hieße es, die Grenzen für alle enger machen. Ein guter Schiedsrichter könne die Grenzen mehrfach in einem Spiel verändern. Schlechte Schiedsrichter begännen immer mit einer sehr engen Grenze, weil sie Angst haben, das Spiel sonst nicht in den Griff zu bekommen. Aber es gibt immer eine Grenze und wenn der Spieler an die Grenze geht, müsse man sie ihm zeigen. „Eine Gelbe Karte ist keine Strafe. Die gelbe Karte ist da, um den Spieler zu schützen, dass er keine rote Karte kriegt.“ Das gelte auch für Führungskräfte: Grenzen ziehen und das Team entsprechend ihrer Fähigkeiten und Motivation innerhalb der gesetzten Grenzen „machen“ lassen und die Grenzen dort anpassen, wo es notwendig ist.
Du bist für deine Entscheidung verantwortlich.
Ob Schiedsrichter oder Führungskraft: Entscheidungen, die getroffen werden, sollten fair sein. Denn jede faire Entscheidung habe auch eine langfristige positive Wirkung. Bei jeder Entscheidung, die man als Verantwortlicher trifft, gilt: Risiken eingehen und die Sichtweise ändern. Nicht auf der Entscheidung ausruhen, denn „nach jeder großen, wichtigen Entscheidung ist nicht Feierabend, dann kommen erst die vielen kleinen Entscheidungen,“ so der ehemalige Schiedsrichter. Hat man eine Entscheidung getroffen, muss diese auch durchgesetzt werden, vor allem, wenn der Druck von außen hoch sei. Durchsetzungsvermögen als Eigenschaft für Führungspersonen benötige eine ‚Klarheit im Ausdruck‘. „Seid berechenbar und behaltet eure Linie bei, ohne jedoch die Dialogfähigkeit zu verlieren.“ Denn nur so bleibe man entwicklungsbereit, so der Leadership-Experte.
„Seid Spielleiter – Pfeifen kann jeder!“
Im Fußball sei es wie in der Geschäftswelt, so der Unternehmer: „Führungspersönlichkeiten geben auch mal einen Tritt in den Hintern, Übernehmen die Verantwortung, spüren, wenn ein Mitarbeiter Motivation braucht, und wissen auch, welche Art von Motivation er braucht“. Beziehungsfähig sein ist hier der Schlüssel: „man muss Menschen mögen, und ihnen das auch zeigen; zeigen, dass man für die da ist“. Deshalb sei es notwendig, nicht nur ein Schiedsrichter zu sein, man müsse ein Spielleiter sein: „Man muss seine Leute leiten und nicht nur pfeifen.“ Dazu brauche es mentale Kraft, Motivation und Intuition. Das alles beeinflusse jede Entscheidung, die getroffen werden muss. Man bedenke: KEINE Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Es werden Fehler passieren, denn Menschen machen Fehler („und Schiedsrichter sind auch nur Menschen, was oft vergessen wird“), doch, so zitiert der Unparteiische: “I never lose. I either win or learn” (Nelson Mandela).
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