„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“
Höxter. Ganz getreu nach einem Zitat von Alt-Präsident Richard von Weizsäcker hat das ABC-Abwehrregiment 7 mit einem feierlichen Appell am 8. Oktober 2025 in Höxter einen wichtigen Schritt in Richtung eines neuen identitätsstiftenden Traditionsverständnisses vollzogen: Die bisherige General-Weber-Kaserne trägt nun den Namen Hammerstein-Equord-Kaserne.
Unter Leitung von Oberst Michael Lutz, Kommandeur des ABC-Abwehregiments 7, wurde die Umbenennung offiziell vollzogen. Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde vom Heeresmusikkorps Kassel, das den festlichen Rahmen stimmungsvoll untermalte.
Zahlreiche Gäste aus Militär, Politik und Gesellschaft wohnten dem Appell bei – unter ihnen auch Oberst Saalow, Kommandeur des ABC-Abwehrkommandos der Bundeswehr, der mit seiner Anwesenheit die Bedeutung des Ereignisses unterstrich. Besonders begrüßt wurden außerdem Christoph Freiherr von Hammerstein mit seiner Ehefrau sowie Juliane Kutter, geborene Freiin von Hammerstein-Equord, und ihr Ehemann – Nachfahren des Namensgebers.
Ein neuer Name mit Haltung
Die Entscheidung zur Umbenennung geht auf eine gründliche historische Neubewertung zurück. Die bisherige Benennung nach General Erich Paul Weber stammte aus den 1930er-Jahren und wurde nach der Gründung der Bundeswehr ungeprüft fortgeführt. Ein Gutachten des Zentrums für Militärgeschichte der Bundeswehr (ZMSBw) kam zu dem Schluss, dass Weber nach heutigem Verständnis nicht mehr als traditionswürdig gilt.
Mit großer Mehrheit aller Dienststellen der Kaserne fiel letztendlich die Wahl auf Generaloberst Kurt von Hammerstein-Equord (1878-1943), den ehemaligen Chef der Heeresleitung der Reichswehr und General der Infanterie. Hammerstein-Equord war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, er steht für Gewissen, Verantwortung und Mut – Werte, die das Selbstverständnis der Bundeswehr bis heute prägen.
Ein Kommandeur kehrt zurück
Für Oberst Lutz war der Appell zugleich ein sehr persönlicher Moment. Am 6. Oktober 2025, nur zwei Tage vor der Umbenennung, wurde ihm im Rahmen eines feierlichen Appells offiziell die Führung des neu aufgestellten ABC-Abwehrregiments 7 übertragen. Bereits am 29. September 2025 hatte er seinen Dienst am Standort angetreten – zum dritten Mal in seiner militärischen Laufbahn.
Tradition als Verpflichtung
In seiner Rede erläuterte Oberst Lutz, was Tradition für ihn bedeutet:
Tradition ist die Weitergabe von Sitten, Brauchtümern, Werten und Normen von einer Generation zur nächsten, die das kulturelle Erbe und die Identität einer Gruppe stärkt und eine Verbindung zur Vergangenheit schafft.“
Neben ihm sprach auch Christoph Freiherr von Hammerstein, der in bewegenden Worten die Haltung und das Vermächtnis seines Vorfahren würdigte.
„Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“, was übersetzt heißt „Was immer Du tust, tue es weise und bedenke das Ende.“ Dieses Zitat hat in seiner gesamten Familie eine besondere Bedeutung – es steht sinnbildlich für die Haltung, mit der Generaloberst Kurt von Hammerstein-Equord sein Leben gestaltet hat.
Ein starkes Signal aus Höxter
Mit der Umbenennung zur Hammerstein-Equord-Kaserne sendet die Bundeswehr ein klares Signal – für historische Verantwortung, demokratische Werte und ein zeitgemäßes Traditionsverständnis.
Der neue Name ist dabei mehr als nur eine formale Änderung. Er steht für das Bewusstsein, dass soldatisches Handeln immer im Einklang mit den Werten der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen muss.
Mit dem Namen Hammerstein-Equord bleibt der Standort, was er immer war: ein Ort, an dem Haltung gezeigt und Verantwortung übernommen wird.
© Leutnant Wolle






