Neujahrsempfang 2025 – Über Balance und Hoffnungen
Der jährlich gemeinsam stattfindende Neujahrsempfang der Stadt Sonthofen und der hier ansässigen Bundeswehr fand heuer wieder im Haus Oberallgäu statt. Der erste Bürgermeister Christian Wilhelm und der Standortälteste und Kommandeur der SABCAbw/GSchAufg Oberst Tim Richardt sprachen über die Herausforderungen der heutigen Zeit.
Eine Vision für die gesellschaftliche Zukunft
Die sicherheitspolitische Lage bleibt ein Thema, auch in der Begrüßungsrede des Standortältesten in Sonthofen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dauere an, die Lage vor Ort habe sich nach fast drei Jahren Krieg verschlechtert und die Bevölkerung leide. Doch wie geht unsere Gesellschaft, unsere Regierung mit dem Thema Russland um? Neue Konflikte und militärische Auseinandersetzungen seien dazu gekommen, die Welt sei im Unfrieden – eine sicherheitspolitische Balance sei also schwierig: „Sind wir glaubhaft militärisch abschreckend? Sind wir in der Lage eine militärische Auseinandersetzung zu führen und zu gewinnen? Denn nicht zu gewinnen ist keine Option.“ so der Schulkommandeur Oberst Richardt. „Balance ist das, was mich umtreibt, sowohl als Bürger, als auch als Soldat“. Um die Balance zu halten, müsse man in Bewegung bleiben. Dieser Gedanke müsse auch in der Gesellschaft ankommen, denn allein das Verständnis bezogen auf die eigene Lage reiche nicht aus, es müssten Maßnahmen folgen. Geschlussfolgerte Handlungen müssten zu Ende gedacht werden, vor allem im Bereich Zivilschutz. Keiner reagiere mehr auf die jeden Samstag zu hörenden Sirenen, doch warum ist das so? Es heißt, dass wir verteidigen können um nicht zu müssen. Doch der Schulkommandeur geht noch einen Schritt weiter: „Wir müssen verteidigen können, denn aus dem Können um nicht zu Müssen ist längst ein Muss geworden“.
Es gehe um eine Vision für unsere gesellschaftliche Zukunft und damit einhergehend um eine notwendige Investition der Gesellschaft in ihre Resilienz, „nach außen, wie nach innen, analog wie digital, lokal, national und global.“ An der Balance zwischen Verteidigungsbereit sein um Glaubhaft und Friedensfähig zu sein müsse die Gesellschaft weiter justieren. Versuche man die Perspektive zu verändern, einen anderen Blickwinkel auf die aktuell gegebene gesellschaftliche und sicherheitspolitische Lage zu finden, schaffe man ein neues Verständnis und vielleicht auch ein wenig mehr Handlungssicherheit: „Balance is not something you find, it is something you create.“
Herausforderungen und Hoffnungen
Auch der erste Bürgermeister der Stadt Sonthofen Christian Wilhelm schaut hoffnungsvoll auf das kommende Jahr, politisch wie gesellschaftlich. Doch sei er sich auch der Herausforderungen bewusst, welche die aktuelle Zeit mit sich bringe: „In der Zeit in der wir leben wird von uns einiges abverlangt: wir schlittern von einer Krise in die nächste, Brücken stürzen nicht nur sinnbildlich ein, Weihnachtsmärkte werden zur Autobahn des Terrors.“ Angst und Unsicherheit in der Gesellschaft seien die Folge dieses Terrors doch dürfe man sich gerade jetzt von dieser Angst nicht leiten lassen. Im Gegenteil, man solle in der Lage sein, zielgerichtet und vernünftig an diesen Herausforderungen zu arbeiten. „Heutzutage“, so zitiert der Bürgermeister einen finnischen Autor „schreien sich alle nur noch an, weil sie denken, alles zu wissen und ständig Stellung nehmen zu müssen. Und jeder will lauter schreien und mehr Recht haben. Wie erfrischend ist dann derjenige, der in aller Ruhe mitteilt, dass er es nicht weiß.“
Das Leben sei so komplex und vielschichtig, man müsse sich eingestehen, dass es bei vielen Fragen mehr als nur eine Antwort gibt. Doch auch der Wahlkampf in Berlin zeige, „dass wir oftmals so laut schreien, dass wir die wirklichen Fragen unserer Zeit überhaupt nicht mehr hören können“, doch solle man stattdessen nicht eher umsichtig handeln und versuchen, über den eigenen Horizont hinaus zu blicken? Für die Politik und die Gesellschaft gelte doch eher, zuzuhören und die richtigen Schlüsse zu ziehen, „anstatt zu brüllen und einfache Antworten auf komplexe Fragen zu suchen“, so Christian Wilhelm, „Wir alle gestalten das kommende Jahr mit. Ich sehe viele Menschen, die nicht nur wollen, dass es gut wird, sondern bereit sind, daran mitzuwirken.“
Artikel bereitgestellt von Major Susan Rothmayr, SABCAbw/GSchAufg, Pr/ÖA
Fotos: Ines Schröder